Schrägkugellager
einreihig, metrisch
- Aufnahme von axialen und radialen Kräften
- geeignet für sehr hohe Drehzahlen
- paarweiser Einbau
Einreihige Schrägkugellager werden durch schräg angeordnete Laufbahnen des Innen- und Außenringes und den dadurch entstehenden, kräfteübertragenden Druckwinkel charakterisiert. Aufgrund dessen wird durch eine axiale Belastung stets eine radiale Belastung hervorgerufen und umgekehrt, weshalb Schrägkugellager immer mit einem zweiten Lager kombiniert werden. Paarweise können sie so neben radialen auch axiale und kombinierte Kräfte aufnehmen und eignen sich besonders für hohe Drehzahlanforderungen. Einreihige Schrägkugellager sind nicht zerlegbar.
Abmessungen und Toleranzen
Schrägkugellager werden bei KRW standardmäßig entsprechend DIN 620-2 (Wälzlagertoleranzen) und ISO 492 (Radiallager – Maße und Toleranzen) in Normaltoleranz (PN) geliefert. Alle weiteren – davon abweichenden Toleranzklassen oder Sondertoleranzen – sind bei der Bestellung anzugeben.
Normen
Die Hauptabmessungen der einreihigen Schrägkugellager sind nach DIN 628-1 (Radial-Schrägkugellager), DIN 616 (Wälzlager - Maßpläne) und ISO 15 (Radiallager - Allgemeine Abmessungen) genormt.
Darstellung der unterschiedlichen Anstellungsarten von Schrägkugellager in X-, O- und Tandemanordnung
Lagerausführung
Einreihige Schrägkugellager sind selbsthaltende, nicht zerlegbare Lager. Neben Radialkräften können sie sowohl einseitig wirkende Axialkräfte als auch in Kombination mit einem zweiten, spiegelbildlich angeordneten Schrägkugellager zweiseitig wirkende Axialkräfte aufnehmen. Bei den kombinierten Lagersätzen wird anhand des Drucklinienverlaufes in O-, X- und Tandem-Anordnung unterschieden. Lager der X-Anordnung sind weniger für die Aufnahme von Momentbelastungen geeignet, währenddessen die O-Anordnung sehr steif ist und nur ein geringes Kippspiel zulässt. Bei Tandem-Anordnungen verlaufen die Drucklinien zweier Lager in eine Richtung, was dazu führt, dass Axialkräfte nur einseitig aufgenommen werden können. Dabei wird die Axiallast von beiden Lagern der Paarung aufgenommen und die axiale Tragfähigkeit erhöht.
Einreihiges Schrägkugellager in seiner Grundausführung; α – Druckwinkel
Die axiale Belastbarkeit eines Schrägkugellagers steigt mit der Zunahme des Druckwinkels. Schrägkugellager der Reihen 72B, 73B und 74B werden standardmäßig mit einem Druckwinkel von 40° geliefert, die Reihen 708, 709, 718, 719 und 70 (ohne Zusatzzeichen "B") mit 30°.
Lagerluft und Vorspannung
Schrägkugellager werden in Lagerluft- und Vorspannungsklassen unterschieden. Diese sind nicht genormt. KRW Lagerluft- und Vorspannungsklassen sind über Nachsetzzeichen definiert.
Käfig
Schrägkugellager sind bei KRW standardmäßig mit einem wälzkörpergeführten Messingmassivfensterkäfig (Nachsetzzeichen: MP) ausgestattet. Andere Käfigausführungen sind auf Nachfrage verfügbar oder werden anwendungsspezifisch ausgewählt und entsprechend am Lager gekennzeichnet.
Spezifische Nachsetzzeichen
B | Geänderte innere Konstruktion, Berührungswinkel 40° |
D | Geänderte innere Konstruktion, Berührungswinkel 20° |
E | Geänderte innere Konstruktion, Berührungswinkel 25° |
Ausgleich von Winkelfehlern
Einreihige Schrägkugellager sind zum Ausgleich von Schiefstellungen nur bedingt geeignet. Die zulässige Schiefstellung zwischen Innen- und Außenring hängt von der Lagergröße, der inneren Konstruktion des Lagers, dem Betriebsspiel und den wirkenden Kräften und Momenten ab. Schiefstellungen führen zu einem ungünstigen Abrollen der Kugeln und rufen im Lager Zusatzbeanspruchungen hervor, die die Gebrauchsdauer verringern.
Drehzahl
KRW unterscheidet zwischen kinematischer Grenzdrehzahl nG und thermischer Bezugsdrehzahl nth. Die kinematische Grenzdrehzahl ist ein praxisbezogener mechanischer Grenzwert und basiert auf der mechanischen Betriebsfestigkeit des Wälzlagers in Abhängigkeit seiner Einbausituation und der Schmierung. Die Grenzdrehzahl darf auch unter optimalen Betriebsbedingungen ohne vorherige Rücksprache mit KRW nicht überschritten werden.
Die thermische Bezugsdrehzahl stellt das Gleichgewicht zwischen der im Lager durch Reibung entstehenden Wärme und dem abgeleiteten Wärmestrom dar. Sie ist in der DIN ISO 15312 (Wälzlager - Thermische Bezugsdrehzahl) genormt.
Zulässige Betriebstemperaturen
Die zulässige Betriebstemperatur eines Lagers ist durch Käfigmaterial, Maßstabilität der Lagerbauteile (Laufringe und Wälzkörper) sowie den Schmierstoff begrenzt. KRW Lager sind standardmäßig bis 200°C maßstabilisiert (S1). Auf Anfrage liefert KRW ebenfalls Wälzlager für höhere Betriebstemperaturen.
Dimensionierung
Für dynamisch beanspruchte Lager
Die Lebensdauerformel nach ISO 281 L10 = (C/P)p der dynamisch beanspruchten Lager setzt eine äquivalente Belastung (P) aus konstanter Richtung und Größe voraus. Zur Berechnung von P sind Berechnungsfaktoren und das Verhältnis aus axialer und radialer Belastung notwendig. Die nachfolgenden Gleichungen zeigen dies.
Dynamisch äquivalente Lagerbelastung P
a) Einzellager und Tandem-Anordnungen
Die äquivalente Lagerbelastung P für dynamisch belastete Einzellager oder Lager in Tandemanordnung ist abhängig von dem Verhältnis Fa/Fr (Axialkraft / Radialkraft). Die dynamisch äquivalente Lagerbelastung lässt sich durch nachstehende Formel ermitteln:
P | dynamisch äquivalente Belastung | [kN] |
Fr | dynamische radiale Kraft | [kN] |
Fa | dynamische axiale Kraft | [kN] |
e | Berechnungsfaktor, siehe Tabelle | [-] |
X | Berechnungsfaktor, siehe Tabelle | [-] |
Y | Berechnungsfaktor, siehe Tabelle | [-] |
Baureihe | e | X | Y |
708, 709, 718, 719 | 0,80 | 0,39 | 0,76 |
72B, 73B, 74B | 1,14 | 0,35 | 0,57 |
b) O- und X-Anordung
Die äquivalente Lagerbelastung P für dynamisch belastete Lager in O- oder X-Anordnung ist abhängig von dem Verhältnis Fa/Fr. Die dynamisch äquivalente Lagerbelastung lässt sich durch nachstehende Formel ermitteln:
P | dynamisch äquivalente Belastung | [kN] |
Fr | dynamische radiale Kraft | [kN] |
Fa | dynamische axiale Kraft | [kN] |
X | Berechnungsfaktor, siehe Tabelle | [-] |
Y | Berechnungsfaktor, siehe Tabelle | [-] |
Baureihe | Fa / Fr | X | Y |
708, 709, 718, 719 | ≤ 0,80 | 1 | 0,78 |
> 0,80 | 0,63 | 1,24 | |
72B, 73B, 74B | ≤ 1,14 | 1 | 0,55 |
> 1,14 | 0,57 | 0,93 |
Resultierende Axialkraft bei O- und X-angeordneten Wälzlagern
Aufgrund der geneigten Laufbahnen erzeugen Schrägkugellager beim Auftreten einer radialen Kraft eine axiale Reaktionskraft, die für die Dimensionierung der Lagerung von Bedeutung ist. Wird eine Welle von zwei gleichen oder unterschiedlich großen einreihigen Schrägkugellagern unterstützt, erzeugt die radiale Belastung des einen Lagers eine axiale Belastung für das Gegenlager. Diese innere resultierende Kraft ist bei der Ermittlung der Gesamtaxiallast zu berücksichtigen. Die Größe der auf ein Einzellager wirkenden Gesamtaxiallast wird durch nachfolgende Formeln ermittelt:
Fall | Belastungsverhältnis | äußere Kraft | resultierende Axialkraft Fa | |
Lager A | Lager B | |||
1 | FrA / YA ≤ FrB / YB | Ka ≥ 0 | Fa = Ka + 0,5 ∙ FrB / YB | Fa wird rechnerisch nicht berücksichtigt |
2 | FrA / YA > FrB / YB | Ka > 0,5 · ( FrA / Ya - FrB / YB ) | Fa = Ka + 0,5 ∙ FrB / YB | Fa wird rechnerisch nicht berücksichtigt |
3 | FrA / YA > FrB / YB | Ka ≤ 0,5 ∙ ( FrA /YA - FrB /YB ) | Fa wird rechnerisch nicht berücksichtigt | Fa = 0,5 ∙ FrA / YA - Ka |
Für die Formeln gilt, dass die Lager, auf die die äußere Axialkraft Ka wirkt, mit A bezeichnet werden und das Gegenlager mit B. Alle Lager sind spielfrei und ohne Vorspannung zu betrachten.
FrA | Radialkraft im Lager A | [kN] |
FrB | Radialkraft im Lager B | [kN] |
YA | Berechnungsfaktor für Lager A (siehe Tabelle X- und O-Anordnung) | [-] |
YB | Berechnungsfaktor für Lager B (siehe Tabelle X- und O-Anordnung) | [-] |
Ka | äußere Axialkraft | [kN] |
Fa | resultierende Axialkraft | [kN] |
c) Abminderung der dynamischen Tragzahl in einem Lagerpaket
Bei direkt nebeneinander verbauten, gleichen Schrägkugellagern in X-, O- oder Tandem-Anordnung muss die Tragzahl des Lagerpakets abgemindert werden. Für die dynamische Tragzahl gilt folgender Zusammenhang:
Cr | dynamische Tragzahl des Lagerpakets | [kN] |
Cr, Einzellager | dynamische Tragzahl des Einzellagers | [kN] |
i | Anzahl der gleichen Lager in dem Lagerpaket | [-] |
Für statisch beanspruchte Lager
Bei sehr langsam drehenden Lagern (n x dm ≤ 4000 mm/min) verliert die dynamische Dimensionierung ihre Gültigkeit. Die statische Tragsicherheit S0 errechnet sich nach:
S0 | statische Tragsicherheit | [-] |
C0 | statische Tragzahl (aus der Lagertabelle) | [kN] |
P0 | statisch äquivalente Lagerbelastung | [kN] |
n | Lagerdrehzahl | [min-1] |
dm | mittlerer Lagerdurchmesser [dm = (D+d)/2] | [mm] |
Statische Tragfähigkeit
a) Einzellager oder Tandem-Anordnung
Für statisch beanspruchte einreihige oder tandemangeordnete Schrägkugellager gelten folgende Zusammenhänge:
F0r | maximale radiale statische Kraft | [kN] |
F0a | maximale axiale statische Kraft | [kN] |
Baureihe | X | Y |
708, 709, 718, 719 | 0,5 | 0,33 |
72B, 73B, 74B | 0,5 | 0,26 |
b) X- und O-Anordnung
Für statisch beanspruchte Schrägkugellager in X- oder O-Anordnung gelten folgende Zusammenhänge:
F0r | maximale radiale statische Kraft | [kN] |
F0a | maximale axiale statische Kraft | [kN] |
Baureihe | X | Y |
708, 709, 718, 719 | 1 | 0,66 |
72B, 73B, 74B | 1 | 0,52 |
c) Abminderung der statischen Tragzahl in einem Lagerpaket
Bei direkt nebeneinander verbauten, gleichen Schrägkugellagern in X-, O- oder Tandemanordnung muss die Tragzahl des Lagerpakets berechnet werden. Für die statische Tragzahl gilt folgender Zusammenhang:
C0 | statische Tragzahl des Lagerpakets | [kN] |
C0, Einzellager | statische Tragzahl des Einzellagers | [kN] |
i | Anzahl der gleichen Lager in dem Lagerpaket | [-] |
Radiale Mindestbelastung
Für den zuverlässigen Betrieb eines Wälzlagers wird eine Mindestbelastung benötigt. Wenn die Mindestbelastung unterschritten wird, kann Schlupf auftreten. Die radiale Mindestbelastung für Schrägkugellager kann überschlägig mit 1% der statischen Tragzahl C0 des Lagers angenommen werden. Sollte dieser Wert unterschritten werden, ist Rücksprache mit der KRW Anwendungstechnik zu halten.