Rillenkugellager
einreihig, metrisch
- universell einsetzbar
- Aufnahme radialer und axialer Kräfte
- hohe Drehzahleignung
Rillenkugellager sind die am häufigsten verwendete Wälzlagerbauart. Sie können neben radialen auch axiale sowie kombinierte Kräfte aufnehmen und eignen sich besonders für hohe Drehzahlen. Rillenkugellager sind nicht zerlegbar und lassen lediglich einen geringen Kippwinkel zu.
Abmessungen und Toleranzen
Rillenkugellager werden bei KRW standardmäßig entsprechend DIN 620-2 (Wälzlagertoleranzen) und ISO 492 (Radiallager – Maße und Toleranzen) in Normaltoleranz (PN) geliefert. Alle weiteren – davon abweichenden Toleranzklassen oder Sondertoleranzen – sind bei der Bestellung anzugeben.
Normen
Die Hauptabmessungen der einreihigen Rillenkugellager sind nach ISO 15 (Radiallager - Allgemeine Abmessungen), DIN 616 (Wälzlager - Maßpläne) bzw. DIN 625-1 (Radial-Rillenkugellager) genormt. Die Abmessungen der Ringnut und des Sprengringes entsprechen der ISO 464 (Radiallager mit Sprengring), DIN 616 bzw. DIN 5417 (Befestigungsteile für Wälzlager - Sprengringe für Lager mit Ringnut).
Lagerausführung
Rillenkugellager sind selbsthaltende, nicht zerlegbare Lager. Neben Radialkräften nehmen sie auch beidseitig Axialkräfte auf. Je nach Lagerluft entstehen dabei angepasste Druckwinkel. Die radiale Belastungsgrenze liegt bei Kugellagern aufgrund des Punktkontaktes deutlich unter der von Rollenlagern mit Linienkontakt.

Entstehung des Druckwinkels unter wirkenden Axialkräften
Lagerluft
Rillenkugellager werden bei KRW standardmäßig entsprechend der DIN 620-4 (Radiale Lagerluft) und ISO 5753-1 (Wälzlager - Lagerluft) in Normalluft (CN) ausgeliefert, sind aber auch in allen Lagerluftklassen mit eingeschränkter Luft oder Sonderluft lieferbar.
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Käfig
Rillenkugellager sind bei KRW standardmäßig mit einem zweiteiligen Messingkäfig (Nachsetzzeichen: M) ausgestattet. Andere Käfigausführungen sind auf Nachfrage verfügbar oder werden anwendungsspezifisch ausgewählt und entsprechend am Lager gekennzeichnet.
Spezifische Nachsetzzeichen
DB | Lagersatz bestehend aus zwei einreihigen Rillenkugellagern zusammengepasst als Paar in O-Anordnung, Nachsetzzeichen gefolgt von einem Zeichen, dass den Vorspannungsgrad oder die Lagerluftgröße des Lagers kennzeichnet. |
DF | Lagersatz bestehend aus zwei einreihigen Rillenkugellagern zusammengepasst als Paar in X-Anordnung, Nachsetzzeichen gefolgt von einem Zeichen, dass den Vorspannungsgrad oder die Lagerluftgröße des Lagers kennzeichnet. |
DT | Lagersatz bestehend aus zwei einreihigen Rillenkugellagern zusammengepasst als Paar in Tandem-Anordnung, Nachsetzzeichen gefolgt von einem Zeichen, dass den Vorspannungsgrad oder die Lagerluftgröße des Lagers kennzeichnet. |
Ausgleich von Winkelfehlern
Rillenkugellager sind zum Ausgleich von Schiefstellungen nur bedingt geeignet. Die zulässige Schiefstellung zwischen Innen- und Außenring hängt von der Lagergröße, der inneren Konstruktion des Lagers, dem Betriebsspiel und den wirkenden Kräften sowie Momenten ab.
Schiefstellungen führen zu einem ungünstigeren Ablaufen der Kugeln und rufen im Lager Zusatzbeanspruchungen hervor, die die Gebrauchsdauer verringern.
Drehzahl
KRW unterscheidet zwischen kinematischer Grenzdrehzahl nG und thermischer Bezugsdrehzahl nth. Die kinematische Grenzdrehzahl ist ein praxisbezogener mechanischer Grenzwert und basiert auf der mechanischen Betriebsfestigkeit des Wälzlagers in Abhängigkeit seiner Einbausituation und der Schmierung. Die Grenzdrehzahl darf auch unter optimalen Betriebsbedingungen ohne vorherige Rücksprache mit KRW nicht überschritten werden.
Die thermische Bezugsdrehzahl stellt das Gleichgewicht zwischen der im Lager durch Reibung entstehenden Wärme und dem abgeleiteten Wärmestrom dar. Sie ist in der DIN ISO 15312 (Wälzlager - Thermische Bezugsdrehzahl) genormt.
Zulässige Betriebstemperaturen
Die zulässige Betriebstemperatur eines Lagers ist durch Käfigmaterial, Maßstabilität der Lagerbauteile (Laufringe und Wälzkörper) sowie den Schmierstoff begrenzt. KRW Lager sind standardmäßig bis 200°C maßstabilisiert (S1). Auf Anfrage liefert KRW ebenfalls Wälzlager für höhere Betriebstemperaturen.
Dimensionierung
Für dynamisch beanspruchte Lager
Die Lebensdauerformel nach ISO 281 L10 = (C/P)p für dynamisch beanspruchte Lager setzt eine äquivalente Belastung (P) aus konstanter Richtung und in konstanter Größe voraus. Zur Berechnung von P sind Berechnungsfaktoren und das Verhältnis aus axialer und radialer Belastung notwendig.
Dynamisch äquivalente Lagerbelastung P
Für ein rein radial belastetes Rillenkugellager, das als Loslager wirkt, gilt:

P | dynamisch äquivalente Belastung | [kN] |
Fr | dynamische radiale Kraft | [kN] |
Die äquivalente Lagerlebensdauer für zusätzlich axial belastete Rillenkugellager ist abhängig von dem Verhältnis Fa/Fr (Axialkraft / Radialkraft). Die dynamisch äquivalente Lagerbelastung lässt sich dann durch nachstehende Formel ermitteln:

P | dynamisch äquivalente Belastung | [kN] |
Fr | dynamische radiale Kraft | [kN] |
Fa | dynamische axiale Kraft | [kN] |
e | Berechnungsfaktor, siehe Tabelle | [kN] |
X | Berechnungsfaktor, siehe Tabelle | [kN] |
Y | Berechnungsfaktor, siehe Tabelle | [kN] |
Die Berechnungsfaktoren X und Y sind abhängig vom Verhältnis:

C0 | statische Tragzahl, siehe Produkttabelle | [kN] |
f0 | statischer Berechnungsfaktor, siehe Produkttabellen | [-] |
Die Aufnahme von Axialkräften steht im Zusammenhang mit dem Druckwinkel des Lagers, welcher sich durch die vorhandene Betriebslagerluft einstellt. Die Faktoren e, X und Y können in Abhängigkeit der Lagerluft der folgenden Tabelle entnommen werden.
Liegt ein berechneter Wert zwischen den angegebenen Werten, dann sind die umliegenden Werte abzulesen und auf den gewünschten Wert zu interpolieren. Die Tabellenwerte gelten nur für die Passungen Welle: j5 bis k5, Gehäuse: J6.
Lagerluft CN | Lagerluft C3 | Lagerluft C4 | |||||||
f0 · Fa / C0 | e | X | Y | e | X | Y | e | X | Y |
0,31 | 0,22 | 0,56 | 2,0 | 0,31 | 0,46 | 1,75 | 0,40 | 0,44 | 1,42 |
0,48 | 0,24 | 0,56 | 1,8 | 0,33 | 0,46 | 1,62 | 0,42 | 0,44 | 1,36 |
0,86 | 0,27 | 0,56 | 1,6 | 0,36 | 0,46 | 1,46 | 0,44 | 0,44 | 1,27 |
1,60 | 0,31 | 0,56 | 1,4 | 0,41 | 0,46 | 1,30 | 0,48 | 0,44 | 1,16 |
3,10 | 0,37 | 0,56 | 1,2 | 0,46 | 0,46 | 1,15 | 0,52 | 0,44 | 1,10 |
6,20 | 0,44 | 0,56 | 1,0 | 0,46 | 0,46 | 1,00 | 0,56 | 0,44 | 1,00 |
Für statisch beanspruchte Lager
Bei sehr langsam drehenden Lagern (n x dm ≤ 4000 mm/min) verliert die dynamische Dimensionierung ihre Gültigkeit. Die statische Tragsicherheit S0 errechnet sich nach:

S0 | statische Tragsicherheit | [-] |
C0 | statische Tragzahl (aus der Lagertabelle) | [kN] |
P0 | statisch äquivalente Lagerbelastung | [kN] |
n | Lagerdrehzahl | [min-1] |
dm | mittlerer Lagerdurchmesser [dm = (D+d)/2] | [mm] |
Statische Tragfähigkeit
Für statisch beanspruchte Rillenkugellager gelten folgende Zusammenhänge:

F0r | maximale radiale statische Kraft | [kN] |
F0a | maximale axiale statische Kraft | [kN] |
Axiale Belastbarkeit
Werden Rillenkugellager axial zu hoch belastet, besteht die Gefahr, dass die Kugeln die Laufbahnkanten beschädigen. Die maximal zulässige Axialkraft wird deshalb auf die statische Tragzahl C0 bezogen. Nachstehende Tabelle zeigt diese für die gängigsten Rillenkugellagerbaureihen.
RadialesBetriebslagerspielentsprechend | Fa, max / C0 | |||||||
d ≤ 60 mm | d > 60 mm | |||||||
Reihe | Reihe | |||||||
160 | 60 | 62 | 63, 64 | 160 | 60 | 62 | 63, 64 | |
CN | 0,3 | 0,5 | 0,55 | 0,7 | 0,6 | 0,65 | 0,75 | 0,7 |
C3 | 0,25 | 0,45 | 0,5 | 0,7 | 0,55 | 0,6 | 0,65 | 0,7 |
C4 | 0,2 | 0,4 | 0,45 | 0,7 | 0,45 | 0,55 | 0,6 | 0,7 |
Bei axial hoch belasteten Rillenkugellagern sind die belasteten Borde über die gesamte Bordhöhe zu unterstützen. Die Bordhöhen sind den Lagertabellen zu entnehmen.
Radiale Mindestbelastung
Für den zuverlässigen Betrieb eines Wälzlagers wird eine Mindestbelastung benötigt. Wenn die Mindestbelastung unterschritten wird, kann Schlupf auftreten. Die radiale Mindestbelastung für Rillenkugellager kann überschlägig mit 1% der statischen Tragzahl C0 des Lagers angenommen werden. Sollte dieser Wert unterschritten werden, ist Rücksprache mit der KRW Anwendungstechnik zu halten.