Kegelrollenlager
einreihig, metrisch
- Aufnahme hoher axialer und radialer Kräfte
- paarweiser Einbau
- erreichen vorgespannt hohe Steifigkeiten
Einreihige Kegelrollenlager zeichnen sich durch schräg angeordnete Laufbahnen des Innen- und Außenrings und einem daraus resultierenden, kräfteübertragenden Druckwinkel aus. Aufgrund dessen wird durch eine axiale Belastung stets eine radiale Belastung hervorgerufen und umgekehrt, weshalb Kegelrollenlager immer mit einem zweiten Lager kombiniert werden. Paarweise können sie so neben radialen auch axiale und kombinierte Kräfte aufnehmen und eignen sich für mittlere bis hohe Drehzahlanforderungen. Einreihige Kegelrollenlager sind zerlegbar, wodurch Innen- und Außenring getrennt montiert werden können.
Abmessungen und Toleranzen
Einreihige Kegelrollenlager werden bei KRW standardmäßig entsprechend DIN 620-2 (Wälzlagertoleranzen) und ISO 492 (Radiallager – Maße und Toleranzen) in Normaltoleranz (PN) geliefert. Alle weiteren – davon abweichenden Toleranzklassen oder Sondertoleranzen – sind bei der Bestellung anzugeben.
Normen
Die Hauptabmessungen der einreihigen Kegelrollenlager sind nach ISO 355 (Metrische Kegelrollenlager - Maße und Reihenbezeichnung) und DIN 720 (Wälzlager - Kegelrollenlager) genormt. Zöllige Lager entsprechen dem ANSI/ABMA-Standard 19.2 (Tapered Roller Bearings - Radial Inch Design).
Grundlegender Aufbau eines Kegelrollenlagers, R = Rollenkegelspitze
Lagerausführung
Einreihige Kegelrollenlager sind zerlegbare, nicht selbsthaltende Lager. Neben hohen Radialkräften können sie sowohl einseitig wirkende Axialkräfte als auch in Kombination mit einem zweiten, spiegelbildlich angeordneten Kegelrollenlager zweiseitig wirkende Axialkräfte aufnehmen.
Bei kombinierten Lagersätzen wird anhand des Drucklinienverlaufes in O-, X-, oder Tandem-Anordnung unterschieden. Lagersätze in O-Anordnung sind sehr steif und eignen sich mit einer breiten Stützbasis hervorragend zur Momentenaufnahme. Die spiegelbildliche X-Anordnung wird in der Regel mit einem weiteren Radiallager in Loslagerfunktion am entgegengesetzten Wellenende verwendet. Lager in Tandem-Anordnung führen zu einer Aufteilung der Lasten und erhöhen die Tragfähigkeit. In der Praxis kommt diese Variante sehr selten vor.
X-, O- und Tandemanordnung bei Kegelrollenlager
Rollenprofilierung und Spannungsverteilung bei Kegelrollen im Vergleich. links ohne Profilierung, rechts mit Profilierung
KRW Kegelrollenlager sind standardmäßig mit optimierten Kontaktflächen zwischen Wälzkörpern und Laufbahnen ausgelegt. Durch die logarithmische Profilierung der Zylinderrollen werden schädliche Kantenspannungen auch bei sehr hohen Lasten vermieden. Die axiale Belastbarkeit eines Kegelrollenlagers steigt mit der Zunahme des Druckwinkels.
Lagerluft
Das Betriebsspiel oder die Vorspannung eines Kegelrollenlagers stellt sich durch die Anstellung gegen ein spiegelbildlich angeordnetes zweites Kegelrollenlager nach dem Einbau ein.
Käfig
Einreihige Kegelrollenlager sind bei KRW je nach Lagertyp standardmäßig mit einem bordgeführten Messingmassivfensterkäfig (Nachsetzzeichen: MP) oder einem wälzkörpergeführten Stahlblechkäfig ausgestattet. Andere Käfigausführungen sind auf Nachfrage verfügbar oder werden anwendungsspezifisch ausgewählt und entsprechend am Lager gekennzeichnet.
Spezifische Nachsetzzeichen
A | Geänderte innere Konstruktion |
B | Geänderte innere Konstruktion, Berührungswinkel 20° |
X | Lager in Hauptabmessungen entsprechend ISO Normen angepasst |
Ausgleich von Winkelfehlern
Einreihige Kegelrollenlager sind zum Ausgleich von Schiefstellungen nur bedingt geeignet. Die zulässige Schiefstellung zwischen Innen- und Außenring hängt von der Lagergröße, der inneren Konstruktion des Lagers, dem Betriebsspiel und den wirkenden Kräften und Momenten ab.
Schiefstellungen führen zu einem ungünstigeren Ablaufen der Rollen und rufen im Lager Zusatzbeanspruchungen hervor, die die Gebrauchsdauer verringern.
Drehzahl
KRW unterscheidet zwischen kinematischer Grenzdrehzahl nG und thermischer Bezugsdrehzahl nth. Die kinematische Grenzdrehzahl ist ein praxisbezogener mechanischer Grenzwert und basiert auf der mechanischen Betriebsfestigkeit des Wälzlagers in Abhängigkeit seiner Einbausituation und der Schmierung. Die Grenzdrehzahl darf auch unter optimalen Betriebsbedingungen ohne vorherige Rücksprache mit KRW nicht überschritten werden.
Die thermische Bezugsdrehzahl stellt das Gleichgewicht zwischen der im Lager durch Reibung entstehenden Wärme und dem abgeleiteten Wärmestrom dar. Sie ist in der DIN ISO 15312 (Wälzlager - Thermische Bezugsdrehzahl) genormt.
Zulässige Betriebstemperaturen
Die zulässige Betriebstemperatur eines Lagers ist durch Käfigmaterial, Maßstabilität der Lagerbauteile (Laufringe und Wälzkörper) sowie den Schmierstoff begrenzt. KRW Lager sind standardmäßig bis 200°C maßstabilisiert (S1). Auf Anfrage liefert KRW ebenfalls Wälzlager für höhere Betriebstemperaturen.
Dimensionierung
Für dynamisch beanspruchte Lager
Die Lebensdauerformel nach ISO 281 L10 = (C/P)p für dynamisch beanspruchte Lager setzt eine äquivalente Belastung (P) aus konstanter Richtung und in konstanter Größe voraus. Zur Berechnung von P sind Berechnungsfaktoren und das Verhältnis aus axialer und radialer Belastung notwendig.
Dynamisch äquivalente Lagerbelastung P
a) Einzellager und Tandem-Anordnung
P | dynamisch äquivalente Belastung | [kN] |
Fr | dynamische radiale Kraft | [kN] |
Fa | dynamische axiale Kraft | [kN] |
e | Berechnungsfaktor, siehe Lagertabelle | [-] |
Y | Berechnungsfaktor, siehe Lagertabelle | [-] |
b) O- und X-Anordnung
Die äquivalente Lagerlebensdauer für die Kegelrollenlager ist abhängig von dem Verhältnis Fa/Fr. Die dynamisch äquivalente Lagerbelastung lässt sich durch nachstehende Formel ermitteln:
P | dynamisch äquivalente Belastung | [kN] |
Fr | dynamische radiale Kraft | [kN] |
Fa | dynamische axiale Kraft | [kN] |
e | Berechnungsfaktor, siehe Lagertabelle | [-] |
Y | Berechnungsfaktor, siehe Lagertabelle | [-] |
Resultierende Axialkraft bei O- und X-angeordneten Wälzlagern
Aufgrund der geneigten Laufbahnen erzeugen Kegelrollenlager beim Auftreten einer radialen Kraft eine axiale Reaktionskraft, die für die Dimensionierung der Lagerung von Bedeutung ist. Wird eine Welle von zwei gleichen oder unterschiedlich großen einreihigen Kegelrollenlagern unterstützt, erzeugt die radiale Belastung des einen Lagers eine axiale Belastung für das Gegenlager. Diese innere resultierende Kraft ist bei der Ermittlung der Gesamtaxiallast zu berücksichtigen. Die Größe der auf ein Einzellager wirkenden Gesamtaxiallast wird nachfolgenden Formeln ermittelt:
Fall | Belastungsverhältnis | äußere Kraft | resultierende Axialkraft Fa | |
Lager A | Lager B | |||
1 | FrA / YA ≤ FrB / YB | Ka ≥ 0 | Fa = Ka + 0,47 ∙ FrB / YB | Fa wird rechnerisch nicht berücksichtigt |
2 | FrA / YA > FrB / YB | Ka > 0,47 · ( FrA / Ya - FrB / YB ) | Fa = Ka + 0,47 ∙ FrB / YB | Fa wird rechnerisch nicht berücksichtigt |
3 | FrA / YA > FrB / YB | Ka ≤ 0,47 ∙ ( FrA /YA - FrB /YB ) | Fa wird rechnerisch nicht berücksichtigt | Fa = 0,47 ∙ FrA / YA - Ka |
Für die Formeln gilt, dass die Lager, auf die die äußere Axialkraft Ka wirkt, mit A bezeichnet werden und das Gegenlager mit B. Alle Lager sind spielfrei und ohne Vorspannung zu betrachten.
FrA | Radialkraft im Lager A | [kN] |
FrB | Radialkraft im Lager B | [kN] |
YA | Berechnungsfaktor für Lager A (siehe Tabelle X- und O-Anordnung) | [-] |
YB | Berechnungsfaktor für Lager B (siehe Tabelle X- und O-Anordnung) | [-] |
Ka | äußere Axialkraft | [kN] |
Fa | resultierende Axialkraft | [kN] |
c) Abminderung der dynamischen Tragzahl in einem Lagerpaket
Bei direkt nebeneinander verbauten gleichen Kegelrollenlagern in X-, O- oder Tandem-Anordnung muss die Tragzahl des Lagerpakets rechnerisch abgemindert werden. Für die dynamische Tragzahl gilt folgender Zusammenhang:
Cr | dynamische Tragzahl des Lagerpakets | [kN] |
Cr, Einzellager | dynamische Tragzahl des Einzellagers | [kN] |
i | Anzahl der gleichen Lager in dem Lagerpaket | [-] |
Für statisch beanspruchte Lager
Bei sehr langsam drehenden Lagern (n x dm ≤ 4000 mm/min) verliert die dynamische Dimensionierung ihre Gültigkeit. Die statische Tragsicherheit S0 errechnet sich nach:
S0 | statische Tragsicherheit (aus der Lagertabelle) | [-] |
C0 | statische Tragzahl | [kN] |
P0 | statisch äquivalente Lagerbelastung | [kN] |
n | Lagerdrehzahl | [min-1] |
dm | mittlerer Lagerdurchmesser [dm = (D+d)/2] | [mm] |
Statische Tragfähigkeit
a) Einzellager und Tandem-Anordnung
Für statisch beanspruchte einreihige oder tandemangeordnete Kegelrollenlager gelten folgende Zusammenhänge:
F0r | maximale radiale statische Kraft | [kN] |
F0a | maximale axiale statische Kraft | [kN] |
Y0 | Berechnungsfaktor, siehe Lagertabelle | [-] |
b) O- und X-Anordnung
Für statisch beanspruchte Kegelrollenlager in X- oder O-Anordnung gelten folgende Zusammenhänge:
F0r | maximale radiale statische Kraft | [kN] |
F0a | maximale axiale statische Kraft | [kN] |
Y0 | Berechnungsfaktor, siehe Lagertabelle | [-] |
c) Abminderung der statischen Tragzahl in einem Lagerpaket
Bei direkt nebeneinander verbauten gleichen Kegelrollenlagern in X-, O- oder Tandem-Anordnung muss die Tragzahl des Lagerpakets berechnet werden. Für die statische Tragzahl gilt folgender Zusammenhang:
C0 | statische Tragzahl des Lagerpakets | [kN] |
C0, Einzellager | statische Tragzahl des Einzellagers | [kN] |
i | Anzahl der gleichen Lager in dem Lagerpaket | [-] |
Radiale Mindestbelastung
Für den zuverlässigen Betrieb eines Wälzlagers wird eine Mindestbelastung benötigt. Wenn die Mindestbelastung unterschritten wird, kann Schlupf auftreten. Die radiale Mindestbelastung für Kegelrollenlager kann überschlägig mit 2% der statischen Tragzahl C0 des Lagers angenommen werden. Sollte dieser Wert unterschritten werden, ist Rücksprache mit der KRW Anwendungstechnik zu halten.